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Grundlagen

Gestaltberatung

Kapitel aus de Roeck (1985)

  • Wachstum: Ein gesunder Mensch ist, wer einen guten Kontakt zur Realität hat. Wichtig ist, dass man an sich arbeiten will, seine Rollen, Vorhaben und Grenzen annehmen kann.
  • Hier, jetzt und wie: Alles was im jetzt wirkt, ist relevant. Dafür soll man Verantwortung übernehmen. Die Vergangenheit soll nicht dazu dienen, Verantwortung von sich zu schieben („mein Vater…“). Fragen und Aussagen mit „warum“ und „weil“ sollten durch „wie“ und „wodurch“ ersetzt werden. Die Gestalt rückt in den Vordergrund.
  • Mich selbst als Einheit sehen: Was wollen körperliche Symptome sagen? Was würden sie sagen, wenn sie sprechen könnten?
  • Kontakt an der Grenze: (Wie Autopoiesis) Alle Sinne einschalten, wahrnehmen, was da ist, was passiert. z.B. will ich in dieser Situation überhaupt sein?
  • Lebendige Begegnung ist ein Zusammenspielen von Kontakt aufnehmen und sich zurückziehen.
  • Vordergrund und Hintergrund: Die Gestalt. Was man erlebt ist weniger, was inhaltlich passiert, als das, was man SELBST damit verbindet. Das ist die Gestalt. Loose your mind and come to your senses… klammere nicht immer am Verstand, vertraue auf deine Sinne und Gefühle.
  • Wo steckt meine Energie? Achtsam sein, mit was man seine Zeit verbringt, womit nicht.
  • Optimistische Aussicht: Gestaltberatung besteht aus Vertrauen in die Möglichkeiten in jedem Menschen, Respekt vor Entscheidungen, Würdigen der eigenen Wahl, dem Hier und Jetzt. Jeder Augenblick ist der erste Augenblick eines neuen Lebens.
  • Arten, sich selbst nichts Gutes zu tun (!!):
    • Unerledigtes offen lassen
    • Sich unklar sein, nicht bei der Sache sein
    • Im entweder…oder leben
    • Unklarheit über Grenzen (ich, wir, andere)
    • Hinunterschlucken/Introjektion. Auflösung: Selbstbestimmt mit der Welt umgehen. Spüren, was gefällt, was nicht. Nur brauchbares behalten.
    • „Was du vom anderen sagst, bist du selbst“/Projektion/Vergleichen. Auflösung: Ändere, was DU ändern willst!
    • „Der Hund, der sich in den Schwanz beißt“/Retroflektion (=Energie in andere Handlungen umsetzen. z.B. sich kratzen, anstatt sich zu streicheln). Auflösung: Sich selbst annehmen, dahinterstehende Bedürfnisse wahrnehmen.
    • „Aufgehen in Dingen, Gruppen, Anderen“/Konfluenz. Auflösung: Äußere deine eigenen Erwartungen vernehmbar.
  • Wachstum ist wie neu geboren werden, kann mit Schmerzen und Verweiflung einhergehen. Abhängigkeiten werden losgelassen, Verantwortung wird übernommen.
  • Tipps:
    • Nur mit der Ruhe, Schritt für Schritt
    • Sorgfältige Aufmerksamkeit auf die Dinge an der Oberfläche (z.B. wie sagt jemand etwas, wie verhält man sich dabei)
    • „Bewusstwerdung“/awareness: Den Klienten dabei unterstützen, sich selbst wahrzunehmen: jetzt fühle ich… jetzt handle ich… jetzt will ich… jetzt vermeide ich… jetzt erwarte ich…. Mit vorsichtigen Fragen und Hinweisen.
    • „Halt“ sagen, wenn dich der Klient mit Information überhäuft
    • Mit dem Klienten entdecken, was alles möglich ist.
    • Lernen, der Welt ungeschützt entgegentreten
  • Ziel: Klar sagen zu können, was du brauchst, was du haßt, was du forderst, und dann zu dir stehen wie zu dir selbst.

Selbstwahrnehmung der Begleiter*in und des/der Klient*in (Richter)

Immer wieder die eigenen Empfindungen/Sinnesempfindungen prüfen („Ist das meines? Kommt das vom Gegenüber?“). Den/die Klient*in immer wieder zur Selbst-, Beziehungs- und Kontextwahrnehmung anhalten. Wahrnehmungen des Körpers mitteilen, erklären lassen, wiederholen lassen.

  • Wie geht es dir jetzt?
  • Wo fühlst du das?
  • Was willst du jetzt?
  • Was brauchst du jetzt?
  • Was fühlst du gerade?
  • Was nimmst du jetzt wahr?
  • Was erwartest du jetzt?

Widerstände sollen erkennbar werden

Tiefen als Prozess / Ebenen

  1. Reflexion (Überlegen, Erinnerungen, Gedanken, Bilder)
  2. Vorstellungen und Affekte – Bilderleben (Vergegenwärtigen). Weitere Tiefung mit „Was fühlst du jetzt? Wie erlebst du das? Woher kennst du das?“)
  3. Involvierung (Tiefung mit „Bleib bei deinem Gefühl! Gehe stärker hinein! Lass zu, was da kommen will! Lass los!)
  4. Autonome Körperreaktion (Unkontrollierbare Affekte/Körperreaktionen)

Literatur

de Roeck, Bruno-Paul (1985): Gras unter meinen Füssen. Eine ungewöhnliche Einführung in die Gestalttherapie. Hamburg: Rohwolt Taschenbuch Verlag.

Richter, Kurt F. (1997): Erzählweisen des Körpers. Kallmeyer’sche.